Berliner Mauerweg
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"Festival of Lights"

- Oktober 2015 -

####    Tagsüber 165 km rund um West-Berlin und abends das Lichterspektakel der Hauptstadt    #### 

Berlin im Doppelpack: Pünktlich zum 25-jährigen Jahrestages der deutschen Einheit wage ich die Umrundung West-Berlins mit dem Rad. Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass ich abends das Lichterspektakel des jährlichen "Festival of Lights" erleben kann.
Keine schlechte Idee, aber im Oktober ist der Sommer eindeutig rum! Das war mir beim Packen nicht so richtig klar...


Ich verlasse in Spandau den Zug und starte die Umrundung im Uhrzeigersinn.

Das Wetter und die Farben der Natur sind prächtig, es könnte aber 20 Grad wärmer sein. Ich habe nur kurze Shorts dabei. Was hilft? Bewegung! Am ersten Tag schaffe ich die Nordumrundung und erreiche nach 66 Kilometern den Stadtteil Schönholz.

Der eigentlich gut ausgeschilderte Rundkurs verläuft wenn möglich immer auf den alten Postenwegen der DDR-Grenztruppen.

Das ist jedoch höchstens auf 50% der gesamten Wegstrecke möglich. Gerade im städtischen Bereich fragt man sich, wo hier überhaupt der Todesstreifen gewesen sein soll. Die Bebauung dieses Streifens ist nach Abbruch der Mauer meist zügig und im Nachhinein unüberlegt erfolgt.
Stattdessen findet man im Innenstadtbereich einen Doppelstreifen aus Pflastersteinen in der Straße, der den ehemaligen Verlauf dokumentiert.

Die Qualität der Wege ist recht unterschiedlich: Weitgehend geteert, aber oft geht es über Holzstege, Wiesen- und Waldpfade und sandige Forstwege. Ich bin froh, mit dem MTB unterwegs zu sein.

An vielen Stellen haben DDR-Bürger versucht, die Mauer bzw. die Grenze zu überwinden. Dabei sind mindestens 138 tödlich verletzt worden. Deren Schicksal dokumentieren anschaulich und spannend solche Info-Tafeln, alle in markantem Orange gehalten. Wenn man 20 oder 30 solcher Schicksale gelesen hat, reicht es aber auch erst einmal.




Nach der Rückkehr in die Unterkunft senkt sich die Nacht über Berlin. Beim "Festival of Lights" werden viele der historischen Gebäude illuminiert. Entweder durch statische Bildprojektionen oder wie hier am Brandenburger Tor, wo auf dem ehrwürdigen Gemäuer irrwitzige Videos ablaufen, untermalt mit pompöser Musik. Für mehr Infos siehe hier: Festival of Lights

Meine Unterkunft habe ich bewusst zentral am Kudamm gewählt. Von hier aus (Bahnhof Zoo) gelange ich mit S- und U-Bahn komfortabel zu den außerhalb liegenden Etappenpunkten.
 

Im Innenstadtbereich knubbeln sich die Spuren der Mauer. Highlight für mich ist der ehemalige Grenzübergang Bornholmer Straße und der dort jetzt angelegte "Platz des 9. Novembers". Die Chronologie dieses Tages im Jahr 1989 ist in gusseiserner Schrift in den Boden eingelassen (siehe hinter Vorderrad). Die Position und Anzahl der Bäume symbolisieren die Menschenmassen, die sich vor dem Grenzbaum versammelten. Hier fiel der historische Ausspruch eines Grenzers: "Wir fluten jetzt". Wer den Fernsehfilm gesehen hat, der diese Ereignisse nachspielt, der bekommt an diesem Ort eine Gänsehaut.

Die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße ist sicher der flächenmäßig größte Gedenkort für die Berliner Mauer. Hier sind die Ausmaße des Todesstreifens noch unmittelbar erlebbar. Ein eigens gebauter Aussichtsturm verschafft den nötigen Überblick.

 

Das längste erhaltene Stück Originalmauer ist die East Side Gallery in der Nähe des Ostbahnhofs. Diverse Künstler haben die denkmalgeschützte Mauer bemalt.

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In Berlin muss man eine Currywurst gegessen haben. Soweit klar.
Neben mir steht ein Mann auf und beschwert sich lautstark, das wäre ja wohl die schlechteste Qualität, die ihm jemals serviert worden sei. Um darüber hinweg zu kommen, müsse er sofort zur "Currywurst 36". Fluchend verlässt er das Lokal. Ich spende der konsternierten Bedienung meinen Trost, frage beim Gehen aber beiläufig, wo denn wohl diese "Currywurst 36" zu finden sei...
Wer besser vorbereitet sein will: Siehe Link unten

 

   
Die letzte Etappe führt mich von Wannsee mit der Fähre nach Kladow. Bei schönerem Wetter finden hier 65 Fahrräder ihren geordneten Platz. Doch es ist mitten in der Woche und das Wetter hat seit gestern umgeschlagen: Es regnet einfach nur noch. Ich bin der einzige Fahrradpassagier.
So spule ich die letzten Kilometer einfach nur noch ab. Trotzdem ist es ein erhebendes Gefühl, wieder an dem Punkt anzukommen, wo ich die Tour gestartet habe: Links komme ich gerade aus Richtung Potsdam, geradeaus bin ich vor 4 Tagen in Richtung Norden gestartet und ich stehe mit dem Fotoapparat auf dem Weg zum Spandauer Bahnhof.
Fazit der Tour: Absolut nachahmenswert. Hier lässt sich hautnah ein wichtiges Stück deutscher Geschichte erleben. 

 


TOURDATEN

Sonntag, 10. bis Mittwoch, 14. Oktober 2015 (3,5 Tage)

Gesamtlänge der Runde: 165 Km

Etappe 1: Spandau - Bf. Wollank
Etappe 2: Bf. Wollank - Ostbahnhof
Etappe 3: Ostbahnhof - Potsdam
Etappe 4: Wannsee - Spandau

Knapp vier Tage sind für den Mauerweg ein gut gewählter Zeitrahmen. In den Außenbereichen, gerade im Süden, geht es teilweise etwas eintönig zu. Da lassen sich dann richtig Kilometer machen. Andererseits ist es aber so, dass gerade in den Außenbereichen der Grenzverlauf um die teilweise interessanten Ortschaften wie Spandau oder Steglitz außerhalb verläuft. Da man bei normalen Berlin-Besuchen gerade diese städtischen Vorposten auslässt, wäre es bei einer solchen Tour passend, diese ausführlicher zu beachten. Dieser lobenswerte Ansatz muss dann allerdings mit einem deutlich höheren Zeitbedarf erkauft werden. Vielleicht beim nächsten Mal...

Links:

Wikipedia  ###  Mauerweg.com  ###  Festival of Lights  ###  Top 10 der Currywurstbuden


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